Der Kauf von Gebrauchtmotorrädern ist immer eine spannende Angelegenheit und vermittelt bei Vielen ein Gefühl, wie das Auspacken der Geschenke unter dem Weihnachtsbaum – wer wie ich allzu leicht zu begeistern ist, sollte sich allerdings im Zaum halten und einige der folgenden Tipps beachten, die ich auch mir selbst beim Kauf der XJ 650 auferlegt habe. Eiserne Disziplin war dafür notwendig, aber es hat ja doch noch geklappt. 😉
Sondiere den Markt.
Erstmal ist es gut zu schauen, wo die eigenen Interessen liegen. Es ist hilfreich, sich auf ein Ziel festzulegen, weil es sonst schwierig wird Preisvergleiche zu ziehen und schließlich ist der Kauf eines Motorrad auch immer eine Preisfrage, und warum Geld verschwenden? Also such dir ein oder zwei Modelle aus, die dich wirklich interessieren, und von denen du dir vorstellen könntest, dass es dein nächstes Motorrad wird, und dann schau auf den einschlägigen Webseiten (mobile.de, motoscout24.autoscout24.de, eBay, …) nach der Preisspanne, in welcher die Motorräder angeboten werden. So kannst du dich vor überzogenen Preisen schützen.
Schau dir das Motorrad in ECHT an.
Das halte ich für extrem wichtig. Ein Foto vermittelt keine Dimensionen, viele Details lassen sich nicht erkennen, also ist ein Besichtigungstermin Pflicht. An diesem Termin kann auch gleich ermittelt werden, ob das Motorrad von der Sitzposition her überhaupt passt – was ja wirklich sehr wichtig sein kann, denn nichts ist auf Dauer nerviger als ein unbequemes Motorrad, es sei denn es geht um Rennen. Rennmaschinen müssen wohl unbequem sein. Also nicht nur ansehen die Karre, sondern auch draufsetzen. Wenn das reine Sitzen auf dem Mopped ein gutes Gefühl gibt, dann ist das schonmal sehr gut.
Mache eine Probefahrt.
Auch das halte ich für sehr wichtig. Kein Kauf ohne eine Probefahrt, und wenn das Motorrad nicht fahrbereit ist, dann ist es besser nicht zuzuschlagen. Und wenn der Verkäufer auch noch so beteuert, “nur neue Batterie einbauen, ist kein Problem”, Katze im Sack und so… du weißt, was ich meine. Außerdem lässt sich auch nur auf einer Probefahrt feststellen, ob das Motorrad überhaupt Spaß macht. Und nur so lassen sich der Zustand von Bremsen, Kupplung und der Klang des Motors ermitteln.
Untersuche den Zustand der Verschleißteile.
Wenn die Reifen schon total runter sind, müssen die Kosten für neue Reifen auf den Kaufpreis natürlich aufgerechnet werden. Genauso verhält es sich bei Kettensatz, Bremsen und Ölen. Übrigens ist es auch wichtig, sich nach dem Kilometerstand des letzten Ölwechsels zu erkundigen schließlich wollen wir ja nicht mit einer Altölschleuder fahren, und das Risiko eines Motordefekts in Kauf nehmen müssen.
Schau in Foren zum Modell nach typischen Problemen.
Zu den meisten gebrauchten älteren Motorrädern gibt es Fanseiten und Foren im Internet. Hier gibt’s meist auch technische Tipps und Forenbeiträge, aus denen viele Informationen gezogen werden können. Was sind typische Probleme der Maschinen? Wie ist die Zuverlässigkeit allgemein? Was kosten Reifen? Gibt es rostanfällige Stellen? Ein Motorrad, dass technisch anfällig für Störungen ist, wäre jedenfalls nicht mein Fall und mit diesem Wissen, können bei einer Besichtigung die Problempunkte untersucht werden.
Prüfe, ob Unterhalt und die regelmäßige Wartung beherrsch- oder bezahlbar ist.
Was nützt das schönste Gebrauchtmotorrad, wenn der Unterhalt nicht bezahlt werden kann. Und zum Unterhalt zähle ich nicht nur Versicherung und Steuern, sondern auch die Kosten für Öle, Reifen und Kettensatz. Und auch der Benzinverbrauch ist je nach geplanter Jahreskilometerleistung nicht unwichtig. Da hilft nur eins: Ins Portmonai schauen und realistisch bleiben.
Sieh nach, ob Ersatzteile verfügbar und bezahlbar sind.
Gerade bei älteren Fahrzeugen ist die Ersatzteilverfügbarkeit wichtig und auch die Kosten für Ersatzteile sind ähnlich wie die Verschleißteile zu bewerten. Es ist nunmal so, dass immer mal etwas kaputt gehen kann, und sei es nur ein Spiegel, oder ein anderes Anbauteil.
Kaufe nur ein Motorrad mit gültigem Tüv, oder sei dir sicher, dass es durch den Tüv kommt.
Ein Motorrad kann super fahren, aber keinen Tüv mehr haben. In diesem Fall halte ich es für sehr wichtig, nur zu kaufen, wenn absolut sicher ist, dass die Tüvabnahme kein Problem ist. Dazu sollten unbedingt die Dinge genaustens untersucht werden, die den Tüv am meisten interessieren: Lenkkopf (Rastpunkte?), Telegabel (Dicht? Gerade?), Bremsen, Licht, Motor (Dicht?), alle Teile bereits eingetragen, ABEs vorhanden?
Scheue dich nicht NEIN zu sagen.
Ich kenn das gut, weil ich wie eingangs schon erwähnt ein leicht zu begeisternder Mensch bin, aber manchmal ist es einfach besser NEIN zu sagen. Wenn etwas unsicher ist, oder kein wirklich gutes Gefühl vermittelt, dann sollte das Angebot lieber abgelehnt werden.
Scheue dich nicht JA zu sagen.
Wenn aber alles okay und das Gefühl gut ist, dann scheue dich auch nicht JA zu sagen und das Motorrad zu kaufen.
Mit diesen Grundsätzen bin ich jedenfalls bei dem Kauf der XJ 650 “gut gefahren” – was für’n blöder Wortwitz… 5 Euro in die Wortspielkasse – ich hoffe es kann irgendjemand anders damit vielleicht auch etwas anfangen.
2 Leute haben was dazu gesagt und 1432 haben das bereits gelesen.
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1 ein Kommentar
schrob am 05 Sep 2009 um 04:12
Zen und die Kunst auf ein Motorrad zu warten, nicht wahr…? Wenn’s die richtige Maschine ist, merkt man das meißtens recht bald. Vor allem, wenn man vorher schon ne Menge “falsche” gesehen hat. Insofern: Zeit lassen. Oder besser gesagt: Sich die Zeit lassen, auf die Richtige zu warten. Gilt übrigens auch bei neuen Maschinen, siehe hier: http://travelogue.hirschler.net/2009/06/27/zen-and-the-art-of-maintaining-a-good-mood-about-my-motorcycle
D.
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]schrob am 12 Mrz 2013 um 16:48
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