Am Samstag wollte ich meinen Bruder Sascha auf dem Sommerfest des Modellflugvereins besuchen, in dem er Mitglied ist. Steffi, die Kinder und ich verschoben den Besuch allerdings auf den nächsten Tag, da das Wetter nicht wirklich angenehm war. Zuhause bekam ich dann gegen Abend einen verstörten Anruf von Sascha, ob mit mir alles okay wäre. Ich bejahte das natürlich und fragte, was denn los sei, worauf mein Bruder mir von einem schweren Motorradunfall erzählte, der gerade zwischen Sümmern und Menden passiert wäre, an der Kreuzung, an der von der Hauptstraße auf die Landstraße zum Modellflugplatz eingebogen werden kann.
Heute habe ich mir dann den Bericht und die Fotostrecke zu dem, für den 21 jährigen Motorradfahrer leider tödlichen Unfall, angesehen und war ziemlich geschockt. Die Kawasaki, vermutlich eine ZXR, hat es wirklich total zerissen, beim Aufprall wurde der PKW auf’s Dach geschleudert, so hoch war die Wucht.
Soweit aus dem Bericht ersichtlich fuhr das Motorrad mit überhöhter Geschwindigkeit auf der Bundesstraße Richtung Menden und von der Landstraße kommend bog ein PKW nach links auf die Bundesstraße ein, ohne das Motorrad wahrgenommen zu haben. Wie es weiter ging kann sich ja Jeder vorstellen.
Ich kenne diese Strecke sehr gut, fahre sie immer, wenn ich von Steffi zur Arbeit fahre – oder umgekehrt – und muss sagen, dass die Straße zum zügigen Fahren verleitet. Erlaubt sind im Bereich wo der Unfall passierte 70 Km/h, aus gutem Grund, denn die teilweise alleeartige Straße bietet einfahrenden Verkehrsteilnehmern kein gute Sicht. Ebenso verhält es sich umgekehrt auf der Bundesstraße. Ich muss zugeben, dass ich auf der Strecke auch meist etwas schneller unterwegs bin, wenn die Straße frei ist.
Was mich persönlich nun ein wenig ärgert, sind die Kommentare zum Bericht. Da wird wie immer gegen PKW Fahrer gewettert und natürlich gegen die schlimmen Motorradfahrer, Schuldzuweisungen werden gemacht und so weiter bla bla bla, obwohl in einem Kommentar klar wird, dass die Angehörigen des Verstorbenen mitlesen.
Wenn die Situation klar gewesen wäre: Motorradfahrer fährt vorschriftsmäßig, wird von PKW übersehen und es rumst, dann sind Reaktionen, die sich gegen PKW Fahrer richten verständlich. Aber so war es nunmal nicht. Bei diesem schrecklichen Unfall kamen einfach mehrere Dinge zusammen, deswegen ist es besser, sich mit Schuldzuweisungen zurückzuhalten.
Besonders makaber finde ich übrigens, dass sich unter den Bildern der Fotostrecke ein “Zum Warenkorb hinzufügen” Link befindet. Ich denke bei solchen Bildern sollte die WAZ diese Funktion entfernen, es ist doch etwas pietätlos, dass sich jeder von einem tödlichen Unfall Abzüge bestellen kann. Und vielleicht wäre es auch keine schlechte Idee die Kommentarfunktion bei solchen Berichten einfach zu deaktivieren. Das wäre sicherlich im Sinne der Angehörigen. Beileidsbekundungen gehören so oder so nicht ins Internet und Schuldzuweisungen ändern an einem traurigen Ereignis rein gar nichts mehr.
11 Leute haben was dazu gesagt und 3678 haben das bereits gelesen.
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schrob am 26 Aug 2008 um 10:22
Ich kenne die Stelle nicht, aber so wie du sie beschreibst, wäre es vielleicht sinnvoll, ein paar Bäume zu schlagen, um die Übersichtlichkeit zu erhöhen.
Ich kenne auf meinen Lieblingsstrecken auch so ein paar Stellen, wo auf sicht fahren maximal 50 bedeutet. Meistens jedoch lässt sich daran nichts ändern (ausser man würde Anwohnern vorschreiben, dass ihre HEcken nicht so hoch und ausladend sein dürfen.
Leider ist die Standardantwort des Gesetzgebers auf gefährliche Stellen praktisch immer Tempolimit und Überholverbot (ich kenne eine stelle, da ist auf einer Landstrasse 30, statt die blöden Pappeln wegzuhauen). So’n Schild ist halt billiger, als eine Allee auszudünnen.
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]schrob am 26 Aug 2008 um 12:05
Mit den Kommentarfunktionen in solchen Beiträgen ist wirklich ne Sauerrei !
Hatten vor 4 Jahren im Freundeskreis das selbe Problem. Ein guter Freund von uns ist auch tödlich verunglückt, und das bei angepasster Geschwindigkeit, und schon waren die comments voll mit Vorverurteilungen usw.
War allerdings ne Zeitung aus einem Märkischen Zeitungsverlag
Du als Sauerländer weißt bestimmt was ich meine
Gruß
Lars Xj 550 😉
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]schrob am 26 Aug 2008 um 19:50
Eine wirklich üble Geschichte – Bigotterie und Doppelmoral, wohin man schaut.
Ich krieg das hier nicht ins Kommentarformat; in meinem Blog findet sich mehr.
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]schrob am 27 Aug 2008 um 15:50
Habe den Beitrag gelesen und teile deine Ansicht absolut!
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]schrob am 28 Aug 2008 um 17:46
Hallo,
ersteinmal mein Herzliches Beileit an alle Hinterbliebenen….Am besagten Unfalltag war ich mit meiner Familie (Frau/Sohn) unterwegs…Wir waren zu Besuch bei einem Freund in Iserlohn. Bis dahin war für mich noch alles OK, doch auf dem Rückweg fuhren wir über die Iserlohner Landstrasse, vom weiten aus sah ich schon das auf der Strasse etwas nicht in Ordung sei “einige Auto standen auf der strasse” vor Ort war ich geschockt……zuerst sah ich nur den umgestürtzten Wagen auf der von mir ausgesehenen Linken Seite, doch Rechte seite weiter hinten im Feld lag der Krad Fahrer. Ich eilte sofort zu Ihm hin da nicht wirklich viele den Mut dazu hatten. Da stand ich nun vor Ihm, wusste nicht wirklich was ich tun sollte (im nachhinein weiß ich das ich unter Schock stand) er lag mit dem Helm nach unten zum Boden, ich buddelte sein Gesicht frei…zum Glück kam eine Passantin vorbei die meinte sie sei Krankenschwester, mir viel ein Stein vom Herzen sie wusste was zu tun war…wir nahmen dem Jungen man den Helm ab und leisteten erste Hilfe. In solchen Momenten vergehen Minuten wie std. es kam mir ewig lange vor bis dann endlich die Rettungskräfte vor Ort waren.Ich entzog mich dem alle und ging zurück zum Auto, eine halbe std. blieb ich noch vor Ort im Auto sitzen da mich diese ganze Geschichte schon heftig mitgenommen hatte. Das ganze Wochenende verbrachte ich damit darüber nachzudenken was wirklich passiert war, es brauchte Zeit um dies alles zu verarbeiten. Für mich steht fest ich werde kein Motorrad mehr besteigen zumal ich auch schon zwei mal Glück hatte und das dritte mal will ich es nicht heraus fordern.
Es tut mir aufrichtig leid das ich nicht mehr tun konnte, doch ein blödes aber mit sehr viel Wahrheit behaftes Sprichwort sagt. Die Zeit heilt alle Wunden, auch wenn es weh tut.
Lieben Gruss
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]schrob am 31 Aug 2008 um 03:29
Mitsch, wenn mir mal was passieren sollte moechte ich Menschen wie Dich in meiner Naehe haben. Selbstlos und unvoreingenommen…
Die Zeit heilt Wunden, doch nicht in isolation. Rede so oft wie moeglich ueber dieses tragische und traumatische Erlebins-es hilft die Perspektive zu finden. Ich weiss der Schock ist riesig und was sich dann hinterher noch in Deinem Kopf abspielt kann noch viel Stress in Deinen Alltag bringen. Lass los!
R.I.P.
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]schrob am 05 Sep 2008 um 23:04
mitsch war der der motorradfahrer am unfall ort noch am leben?
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]schrob am 08 Sep 2008 um 14:50
Zitat aus dem Bericht: “Der Motorradfahrer, ein 21-jähriger Mann aus Hemer, hatte schwerste Verletzungen und Knochenbrüche und war bewusstlos. Als auch ein Rettungshubschrauber eingetroffen war, bemühten sich insgesamt drei Ärzte um den Verunglückten. Vergeblich: Der Hemeraner verstarb noch an der Unfallstelle.”
Als Mitsch eintraf, war der Verunglückte wohl noch am Leben.
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]schrob am 08 Sep 2008 um 18:53
die können viel schreiben… außerdem kannte ich diese Person und es interessiert mich es von jemanden zu hören der bei ihm war.
traurig das ihm sonst niemand geholfen hat bzw nicht bereit dazu war .
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]schrob am 08 Sep 2008 um 18:55
und an die Redaktion die die Fotos veröffentlicht haben, ihr seid wirklich geschmacklos.
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]schrob am 18 Apr 2009 um 09:48
Hallo Mitsch,
ich bin die Mutter von dem Verstorbenen Jungenmann,
Ich möchte mich bei dir Bedanken für deinen Rettungsversuch!!!
Wenn es möglich wehre, kannst du mir deine E-Mail Adresse geben? Ich möchte dich persönlich was fragen? Meine Adresse Lautet lilli.tissen@t-online.de
Und für alle, – mein Sohn wurde Opfer von einer Unachtsame Person die meint, – Sie hat -im- nicht gesehen! und wahrscheinlich ist er zu schnell gefahren.
,,Ja“ – laut den Gutachten ist er Schnell gefahren, ca.30% hat mein Sohn Mitschuld und laut dem Gleichen Gutachten hätte die Frau noch einmall nach Rechts gesehen währe mein Sohn noch am leben.
Und das schlimmste an der ganze Situation,- die Akte wurde Geschlossen ohne Gericht, ohne Straffe, da das verschulden während des Abbiegevorgangs nicht durchgängig den Querverkehr beobachtet zu haben, trotz der gravierenden Folgen gegenüber dem überwiegendem Verschulden des Verstorbenen als äußerst gering zu bewerten ist.
Und die Frau fährt immer weiter dort hin spazieren, an dem Kreuz vorbei, ohne
Beileid auszusprechen,immer mit gute Laune biegt Sie wieder nach Links ab.
Lilli.
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