
Da ich mit der Enfield ja nun zum TüV muss, habe ich der dicken Inderin noch frisches Öl gegönnt und den Ölfilter gewechselt. Das ist zwar nicht TüV relevant, trotzdem war es mal wieder Zeit. Da ich auch bei der XJ 650 kürzlich einen Ölwechsel gemacht habe, der aber so unspektakulär verlief, dass es sich nichtmal lohnt einen Bericht darüber zu schreiben, war ich bei der Enfield ziemlich erstaunt, denn der Wechsel des Öls war komplizierter und hat auch um einiges länger gedauert. Die alte britische Technik ist eben etwas anspruchsvoller. Schwierig ist der Ölwechsel trotzdem nicht, nur eben etwas aufwändiger.
Und so geht’s:
Nachdem die Enfield kurz warmgelaufen ist, sollte zuerst sollte der Ölmessstab entfernt werden, damit das alte Öl zügig abläuft. Danach gilt es alle drei Ölablassschrauben (19er Ring) unter dem Motor zu lösen und das Öl ablaufen zu lassen. Hierbei ist wichtig, dass die Schrauben nicht vertauscht werden, denn die vorderen beiden Schrauben (zum Krümmer hin) haben ein Filterelement, die hintere Schraube, also die Ölablassschraube des Primärtanks, hat das nicht.
Wenn die unteren Ablassschrauben entfernt sind, muss noch die Ablassschraube unter der Stößelstangenabdeckung (21er Nuss) auf der rechten Seite des Motors entfernt werden. Das Öl von dort läuft dann seitlich am Motor entlang und tropft zwischen Motor und Krümmer dann in die vorher richtig positionierte Ölauffangwanne.
Nachdem die heilige Kuh so richtig schön ausgeblutet ist (3 Euro in die Wortspielkasse!) – es empfiehlt sich übrigens das Motorrad über Nacht stehen zu lassen – kann nun der Ölfilter entfernt werden, wenn ein Wechsel notwendig sein sollte. Dazu einfach die Mutter der Abdeckung des Ölfilterkammer abschrauben (12er Nuss glaub ich, findet sich vorne rechts unten am Motor) und den Deckel abziehen, dabei die Druckfeder nicht verlieren. Dann mit zwei dünnen Schraubenziehern die erste Haltplatte, dann das Filz und dann die zweite Halteplatte herausnehmen. Nun kann der Ölfilter mit dem Finger – patschepatsche Ölgematsche – gezogen werden, womit die Ablassarbeiten abgeschlossen sind, und das ganze Spiel rückwärts wiederholt wird.
Also den neuen Ölfilter einsetzen, der vorher vollständig in frischem Motorenöl (15W40 mineralisch, oder besser 20W50 mineralisch) getränkt wurde, dann die Halteplatte Nummer zwei, das Filz und die erste Halteplatte wieder einsetzen, Deckel drauf und etwas mehr als handfest anschrauben.
Danach die Ablassschrauben, die unter dem Motor gewesen sind, mit neuen Kupfer O-Ringen versehen wieder einsetzen und fest, aber ohne Gewalt anziehen. Ein Tipp zu den O-Ringen aus Kupfer: Wenn die Kupferringe kurz zum glühen gebracht werden, sind sie auch wiederverwendbar, da es sich aber um Pfennigartikel handelt, die mir z.B. beim Kauf des Ölfilters sogar geschenkt wurden, sollte hier nicht unbedingt gespart werden.
Nun muss noch die Ablassschraube, die unter der Stößelstangenabdeckung angebracht war, mit einem neuen O-Ring versehen werden und wieder eingeschraubt werden. Auch hier gilt wieder: Fest, aber ohne Gewalt anziehen.
Nun geht es an’s Neubefüllen: Dazu muss zuerst der Ölvorrat unter der Stößelstangenkammer befüllt werden. Also runter mit der Stößelstangenabdeckung und über die Stößelstangenkammer langsam 300 ml frisches Öl in den darunter befindlichen Ölvorrat fließen lassen. Abdeckung wieder drauf und etwas mehr als Handfest anziehen. Immer dran denken: Nach fest kommt ab! Und: Ist der Deckel schonmal auf, kann man ja gleich auch noch eben die Ventile einstellen.
Nun kann der Hauptöltank mit Frischöl befüllt werden, rund 1,6 Liter müssten passen. Wichtig: Bloß nicht zuviel Öl reinkippen, habe ich mal gemacht, der Überschuss an Öl wird mit verbrannt, wodurch die Kerze verrußt, was soweit gehen kann, dass die Kerze keinen Funken mehr produziert. Also: Vorsichtig schütten, zwischen MIN und MAX am Peilstab liegen nur 250 ml.
Nachdem erfreut festgestellt wurde, dass der Ölstand nun optimal ist, den Motor mit gezogenem Deko einige Male durchkicken, um den Ölkreislauf ein wenig zu reanimieren, dann die Enfield starten und warmlaufen lassen, prüfen ob alles dicht ist, der Motor sich gesund anhört.
Dann den Motor wieder stoppen, ca. 5 Minuten warten und nochmal den Ölstand kontrollieren. Bei Bedarf nachfüllen und dann ein gepflegtes Garagenbier trinken.
Zu guter Letzt: Hände waschen nicht vergessen. 😉
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Heute Nachmittag habe ich mich an den Wechsel des Öls im Kardan gemacht: Eine ziemlich einfache Angelegenheit, die wenig Zeit benötigt und etwa alle 10.000 Kilometer durchgeführt werden sollte. Da ich nicht wusste, wie lange das Öl nun schon im Kardan seiner Schmierfunktion nachging, musste das einfach sein, schließlich möchte ich nicht, dass der Kardan irgendwann ausgetauscht werden muss.
Also habe ich mir die Ölwanne und einen Trichter geschnappt, dann die obere seitliche Schraube der Einfüllöffnung des Kardans entfernt und danach die Ablassschraube unten geöffnet (18ner Nuss). Leider war die Fließgeschwindigkeit der Suppe für den Trichter etwas zu hoch, so dass ich einmal kurz mit dem Finger das Loch wieder verschließen musst, um ein Überlaufen zu verhindern. Der Kardan sollte übrigens richtig ausbluten und gelegentlich auch das Hinterrad mal bewegt werden, damit soviel Altöl wie möglich abtropfen kann.
Nach 15 Minuten Wartezeit habe ich dann das frische Öl (80W/-90 API GL 4) mit einem kleinen Trichter in den Kardan gefüllt – natürlich erst, nachdem ich die Ablaßschraube gereinigt und wieder eingeschraubt hatte. Der optimale Füllstand ist erreicht, wenn das Öl kurz davor ist, aus der Einfüllöffnung wieder herauszulaufen (siehe Bild). Wichtig: Die Schauben müssen wirklich FEST sein. Löst sich die Ablassschraube während der Fahrt ist ein Sturz sehr wahrscheinlich, weil Öl unweigerlich auf den Reifen laufen und diesen recht rutschig machen wird. Trotzdem sollte das Gewinde natürlich nicht überdreht werden.
Noch ein Tipp zum Einschrauben der Einfüllschraube: Das Hinterrad vor dem Einschrauben einmal feste drehen, dann zieht sich das Getriebeöl etwas zurück und gammelt nicht auf dem Gewinde herum.
Alles in allem ist so ein Kardan eine wirklich sehr praktische Sache, da die Wartung wirklich kinderleicht ist und die Wartungsintervalle recht hoch sind. Der nächste Wechsel steht dann erst beim Kilometerstand 93.500 an.
Die kurze Probefahrt um den Block ergab übrigens, dass die Geräusche vom Kardan etwas leiser waren als vorher, das alte Öl war also vermutlich wirklich schon etwas länger drin.
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