Kurz bevor ich gestern Zuhause bin muss ich den Hebel am Benzinhahn auf Reserve umlegen. Schnell noch ein wenig am article2pdf plugin programmieren, dann in die Pommesbude und danach zu Steffi. Ups, es ist ja schon kurz nach 22 Uhr, naja tanke ich eben in Menden, sind ja nur 20 Kilometer, das werde ich mit der Reserve im Tank wohl schaffen. Fünf Kilometer später fällt in Volkringhausen plötzlich ein Zylinder aus, ich fahre links ran auf einen Parkplatz. Karre aus. Vermutlich wieder Wasser im Vergaser, weil ich auf Reserve fahre.
Als die Hauptdüse ein Stück herausgedreht ist, troft verdächtig wenig Benzin aus der Schwimmerkammer. Oh nein, es wird doch nicht? Ich nehme die Schwimmerkammer ab, stelle den Benzinhahn auf Reserve. Nichts. Ich drücke den Schimmer auf und ab, vielleicht hängt ja das Nadelventil. Nichts. Das selbe Spiel beim anderen Vergaser. Nichts. Ich schraube den Wassersack des Benzinhahns ab. Nichts. Verdammt, der Rest Benzin im Tank ist zu wenig, um noch in den Benzinhahn zu laufen.
Ich frage mich allen ernstes immer öfter, was der Vorbesitzer sich bei so manchen Bastelaktionen an der Ural gedacht hat. Der Benzinhahn ist nämlich ein richtig guter aus deutscher Produktion, aber vermutlich wurde beim Einbau kein oder ein viel zu kurzes Röhrchen verbaut, durch dessen Länge bekanntlich gesteuert wird, wann die Reserve beginnt und vorallem, wieviel Reserve der Tank hat. Und 15 Kilometer Reserve? Super Idee! So sinnvoll wie ein Arschloch am Ellenbogen.
Und ich steh jetzt hier. Mitten in der Pampa. In Volkringhausen! Und die nächste Tankstelle, die nach 22 Uhr noch auf hat ist in Menden, oder in Lüdenscheid. Also greife ich zum Mobiltelefon und rufe meine Mama an, nicht weil ich mich ausheulen müsste, sondern weil meine Eltern meiner aktuellen Position auf dem Planeten Erde am nächsten sind.
Mama ist noch wach und nach ein wenig hin und her Beraterei beschließen wir zu mir in die Garage zu fahren. Da stehen ja zwei Motorräder mit Sprit im Tank rum. Zwei Zigaretten später ist sie da und wir sind schnell bei mir, sind ja nur 10 Kilometer.
Nachdem ich mir einen Kanister gegriffen habe, schraube ich an der Enfield den Wassersack des Benzinhahns ab und lasse laufen. Erstaunlich, wie wenig so ein Enfieldhahn an Durchlass hat, doch nach zehn Minuten ist der Tank endlich leer und der 5 Liter Kanister fast voll.
Zurück bei der Ural fülle ich den Tank mit dem abgezapften Sprit und nach mal wieder zahlreichen „One Kick Only’s“ springt die Russin endlich an. Ich bedanke mich bei meiner Mutter und fahre. Richtung Menden, Richtung Tankstelle.
Um Mitternacht bin ich bei Steffi. Übrigens mit vollem Tank und Ersatzkanister im Beiwagen!
Den Benzinhahn werde ich demnächste mal ausbauen.
Und dann vermutlich herzlich lachen.
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schrob am 05 Feb 2009 um 17:48
15 Kilometer ist heftig … wie gut, wenn es Hilfe in der Nähe ist (und noch wach :-)).
Ich habe meine auch einmal trocken gefahren. Mit dem Wissen, dass meine Reserve locker für 50 km reicht, habe ich auf der Höhe von Wilhelmshaven beschlossen, in Oldenburg zu tanken. Die Autobahn war frei … der Gedanke, dass bei Tempo 200+ der Verbrauch ein anderer ist, kam mir erst nach 45 km kurz vor Oldenburg, als der Motor anfing zu stottern. Mit den letzten Tropfen bin ich an die Zahlsäule gefahren. Seitdem kann ich bestätigen dass die Herstellerangabe für das Tankvolumen stimmt *g*
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schrob am 09 Feb 2009 um 11:57
😀 man kann da eigentlich nur drüber lachen ärgern bringt ja auch nichts ;D
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schrob am 09 Feb 2009 um 12:00
Also diese Ural-Geschichten… Aber ich sehe schon, hier entsteht eine Liebe für’s Leben. Nach so vielen gemeinsamen Erlebnissen trennt man sich eben nicht mehr so schnell… 😉
Ach, und darf ich noch erwähnen, das die Reserveleuchte meiner Thundercat exakt(!) bei 3 Litern Restsprit anfängt zu leuchten? Mit diesem Wissen konnte ich die Gute schon oft bis auf den letzten (Viertel-)Liter leerfahren… Ein Hoch auf japanische Technik! 😉
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