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mit mopetentv in die eifel und an die mosel - Das Motorrad Blog

mit mopetentv in die eifel und an die mosel

Am 04 Jun 2008 in Unterwegs

Tag 1

Der Wecker meines Telefons reißt mich unsanft aus dem Schlaf und zeigt gnadenlos 4 Uhr und 45 Minuten. Ich stehe auf, schmeiße mich in die Klamotten und fahre mit der Yamaha Richtung Dortmund – ich hatte auswärts übernachtet – um dort meine Sachen zu packen und mich dann zum Treffpunkt nach Düsseldorf zu begeben. Die Lage von Stephans Büro hatte ich schon am Tag zuvor gecheckt, leider jedoch den Straßennamen wieder vergessen, also schalte ich zuerst den PC an und während des Bootvorgangs packe ich hektisch Wechselwäsche und Waschzeug in eine Plastiktüte. Ich bin spät dran. Also schaue ich mir noch kurz die Route an, versuche mir sie so gut wie möglich einzuprägen, weil ich die Kartentasche nicht mitnehmen will. Dann haste ich in die Garage und kurz vor 6 starte ich die Enfield mit einem beherzten Tritt. Ich nehme die Autobahn, und hoffe, dass die A40 vor der Abfahrt auf die A52 nicht zu sehr dicht ist. Dort ist oft Stau, und so auch an diesem Freitag. Es hätte allerdings schlimmer sein können und recht zügig erreiche ich die Ausläufer der Stadt.

Die Verkehrssituation in Düsseldorf ist schrecklich. Mal wieder staut es sich am Ende der A52 und ich verliere wichtige Minuten. Irgendwann schaffe ich es dann doch noch auf die B8 und erreiche schließlich um zwanzig nach sieben Stephans Büro. Keiner da. Verdammt. Bin ich zu spät? Sind die Jungs ohne mich gefahren? Ich rufe Stephan auf dem Mobiltelefon an und er meldet sich verschlafen: “Wie, du bist schon da? Ich bin noch gar nicht richtig wach…” – wie ich später feststelle, habe ich mich verlesen. Ich sollte nicht um 7 Uhr da sein, sondern um 8. Nun ja… so war ich wenigstens doch noch pünktlich.

Am Rhein in Düsseldorf.Der Erste, der dann mit einer wunderbar hergerichteten MZ ETZ 300 Namens “Honni rasant” (jeder Hub ein Leistungshub!) auf den Hof knattert ist Meffi. Gemeinsam stehen wir uns die Beine in den Bauch und warten auf Stephan und Sven, die erst 20 Minuten nach 8 auftauchen. Die Beiden hatten ebenfalls mit der morgendlichen Düsseldorfer Rushhour zu kämpfen. Wir rauchen noch eine Zigarette, trinken im Büro einen Kaffee und planen ein wenig den Tag. Dann reiten wir los, Meffi fährt voraus, ich folge Stephan und Sven, der mangels Motorradführerschein und vorallem auch wegen der Filmerei auf dem Soziussitz von Stephans Baghira Platz nimmt. Wir fahren zur einer großen Rheinbrücke in Düsseldorf und dort bis fast direkt an’s Rheinufer, um den Auftakt der zwei Folgen Mopeten.TV, die wir in den nächsten zwei Tagen drehen werden, filmisch festzuhalten. Nach erfolgter Anmoderation und Vorstellung der Beteiligten fahren wir Richtung Köln, nehmen aber die Autobahn, um die verlorene Zeit wieder aufzuholen.

Meffi hat sich für die Tour einige nette Sehenswürdigkeiten entlang der Strecke herausgesucht, unser erster Stopp bringt uns beim Braunkohlekraftwerk Niederaußem zum Stehen. Der Anblick ist gigantisch, denn wir stehen vor dem größten Kühlturm Europas. Wir drehen ein wenig und fahren weiter, uns den Ort zu beschauen an dem die Braunkohle gefördert wird: Den Tagebau Hambach. Auf dem Weg zum Aussichtspunkt kommen uns einige andere Neugiere entgegen, die uns mit den Worten begrüßen, “gibt nichts zu sehen, die haben das Loch schon wieder zugeschüttet”, und als wir den Aussichtspunkt erreichen wird uns klar, was dieser Ausspruch für eine Bedeutung hatte. Das Abbaugebiet liegt in dichtem Nebel und nur mit Mühe ist etwas zu erkennen. Spontan entscheidet sich Meffi dazu, die Moderation in “wir zeigen euch jetzt mal, was ihr nicht seht” umzudrehen. Anders wäre es auch gar nicht gegangen, denn durch das Auge eines Kameraobjektivs sind der tiefe Krater und die riesigen Schaufelradbagger nur noch schemenhafter zu erahnen als mit dem menschlichen Auge.

Wir ziehen weiter Richtung Zülpich, um beim Enfield Generalimporteuer ZMT die Zukunft von Royal Enfield zu besprechen. Für mich natürlich besonders schön, in die heiligen Hallen der Firma einzutreten, die uns in Deutschland mit der Legende Royal Enfield Bullet beglückt hat. Ich wusste zwar schon, wie es um die Zukunft der Bullet steht, aber interessant es doch noch aus erster Hand zu erfahren. Dann musste ich noch einen Satz in die Kamera sagen: “Übrigens, ich wollte noch anmerken, die Royal Enfield Bullet ist das am längsten und am meisten gebaute Motorrad der Welt.” – ich hoffe es wird nicht in die endgültige Fassung der Folge geschnitten, denn ich habe zwar wirklich viel Bühnenerfahrung durch mein musikalisches Engagement, aber wenn die Kamera dein Publikum ist… kurzum: Das fiel mir einfach recht schwer. Hier wurde mir zum ersten Mal klar, dass Stephan, Meffi, Sven und Heiner echte Kameraprofis sind. Möglicherweise ist es nur eine Gewöhnungssache, aber ich muss an dieser Stelle einfach betonen, dass die Produktion einer Folge Mopeten.TV kein Zuckerschlecken ist. Es steht viel mehr dahinter, als der Zuschauer im Endeffekt sieht. Es kostet einfach unglaublich viel Zeit und Energie – die natürlich vom Mopeten.TV Team mit Freude investiert wird, was ja auch in den produzierten Folgen rüberkommt, aber eben finanziell nicht entlohnt wird. Ich würde mir wünschen, dass sich das in der Zukunft vielleicht ändert, denn nichts ist schöner als mit seinem Hobby auch noch etwas Geld verdienen zu können. Und Leben müssen wir alle. Wir müssen essen, unsere Familien versorgen, unsere Mopeten tanken, die Katze füttern, Schuhe kaufen, die Miete bezahlen und gelegentlich auch mal ein paar Bier zischen.

Drehen an einem Vulkansee in der Eifel.Aber wir sind ja auf Tour, wir müssen weiter. Also geht es über die Bundesstraße geschwind Richtung Eifel und endlich beginnt der Spaß. Es wird bergiger und kurviger, die Enfield läuft super und ich bin dankbar, dass die Anderen sich meiner Geschwindigkeit ein wenig anpassen, denn Stephans Baghira und Meffis 300er MZ gehen einfach besser als die Enfield, gerade in Bezug auf die Höchstgeschwindigkeit. Ich könnte zwar mithalten, möchte aber nicht riskieren, den Motor zu überhitzen, also reichen uns die 90 Km/h. Unser nächster Stopp ist an einem sogenannten Maar, einem Vulkansee. Das die Eifel früher vulkanisch aktiv war ist mir bekannt, doch dass sich in den alten Kratern sehr tiefe und schöne Seen gebildet haben, das ist mir neu. Überhaupt ist mir die Ecke Eifel und Mosel noch fremd, denn ich hatte vorher nie die Gelegenheit dort Motorrad zu fahren.

Weitere bergige und schöne kurvige Abschnitte führen uns weiter zur Kakushöhle, die bereits in der Steinzeit bewohnt war. Dort machen wir Rast, drehen ein wenig und nehmen einen Happen zu uns. Die Kühle der Höhle tut gut, denn es ist ein schwülwarmer Tag und wir sind ein wenig durchgeschwitzt. Zu allem Übel habe ich die Nacht auch nur zwei Stunden geschlafen und nach dem Essen bin ich ziemlich geplättet. Aber es hilft ja nichts, wir müssen weiter. Die Kurven werden mich schon wieder wachschaukeln.

Die Eifel fliegt vorbei, die Mosel rückt immer näher. Und je näher wir der Mosel kommen, desto schneller wird Meffi. Ich habe Mühe dranzubleiben, übermüdet wie ich bin, traue ich mich nicht weit runter und mache mir Sorgen wegen meinen starren und ausladenden Fußrasten, die sehr schnell aufsetzen. Zudem sind einige der Streckenabschnitte noch vom Regen feucht und ich bin ja bekennender AVON Fahrer – langlebige Reifen, die bei Regen allerdings etwas wenig Grip haben. Höflich ausgedrückt. Erschwerend hinzu kommt, dass ich in letzter Zeit nicht wirklich viele Kurvenstrecken gefahren und eingerostet bin. Meffi scheint jede Kurve mit Vornamen zu kennen und als wir gemeinsam eine Bergkuppe überqueren und zum ersten Mal die Mosel sehen, zieht er richtig am Kabel. Ich lasse Stephan und Meffi ziehen, nehme etwas Tempo raus und schließe dann später wieder auf. Ich bin einfach nicht in Form, unkonzentriert, müde, etwas ängstlich. Da ist es besser nicht zu übertreiben.

Nach einiger Zeit erreichen wir Kröv und halten mitten in der Stadt an einem Haus und mir wird klar, warum Meffi jede Kurve mit Vornamen kennt: Seine Eltern wohnen an der Mosel. Dann brauche ich mich ja nicht schämen, dass ich das Tempo zum Schluss nicht mitgehen konnte. Kröv ist ein typisches Städchen an der Mosel: Ordentlich, aufgeräumt, nett herausgeputzt, mit tollen kleinen Häusern, teilweise Fachwerk, irgendwie niedlich.

Wir lassen die Motorräder stehen, Meffi bringt uns zu Fuß zur Pension und wir werden von der Dame des Hauses sehr nett empfangen. Sie zeigt uns die Zimmer, alles ist sauber und ordentlich, hier werde ich gut schlafen.

Zurück bei Meffi machen wir uns mit vier Bieren zum Drehort der Abschlussmoderation auf, zur Ruine des Wolfer Klosters, die hoch auf einem der Mosel angrenzenden Berge, direkt neben Kröv liegt. Mir wird eine schwierige Strecke prophezeit, die schon eher in Richtung Cross geht. Von einer steilen Auffahrt über Schieferplatten ist die Rede. Also fahren wir über die nächstgelegene Moselbrücke und hinauf auf den Berg. Die Straße wird immer schmaler, immer schlechter, ich denke an Babuschka Puppen, dann fahren wir schon über Gras und stehen plötzlich vor der sehr steilen und geschätzt 200 Meter langen Auffahrt zur Klosterruine.

Ich traue meinen Augen nicht. Bei dem Gedanken an Schieferplatten dachte ich an eine ebene Fläche, aber eine ebene Fläche kann ich nicht erkennen. Die Schieferplatten ragen schräg geneigt aus dem steinigen Boden und als ich den Weg ein Stück zu Fuß hinaufgehe und den Untergrund untersuche denke ich, dass ich hier nicht hinauffahren kann. Tiefe Löcher, hohe Erhebungen, dann wieder Grasbüschel, eine Steigung von bestimmt 15 Grad und überall diese schräggestellten Schiefersteine.

Meffi fährt zu erst. Mit leichter Crossbereifung und der auch sonst für leichtes Gelände tauglichen ETZ wird er keine Probleme haben. Zumal er wie auch Stephan schon mehrfach diesen Weg mit dem Motorrad erklommen hat. Einmal sogar mit einer schweren Guzzi, wie mir erzählt wird. Stephan spricht mir Mut zu, weist aber darauf hin, dass ich auch laufen kann. Das spornt mich an. Schacka schacka du schaffst das. Stephans Baghira nimmt den Anstieg natürlich mit links. Die langen Federwege, die für dieses Motorrad überdimensionierte Leistung und Stephans Erfahrung, machen den steilen Weg für ihn scheinbar zur Kaffeefahrt.

Nun komme ich. Mit der Enfield. Kurze harte Federn, tiefer Schwerpunkt, wenig PS, recht gewichtig noch dazu und mit einer beschissenen Bereifung für solche Aktionen. Aber was soll’s. Herausforderungen wollen bezwungen werden, also gebe ich beherzt Gas und fahre. Die ersten Meter sind noch recht einfach, doch dann wird’s haarig. Die Enfield beginnt sich wie ein Springbock zu verhalten, immer wieder sind Vorderrad und Hinterrad kurz in der Luft, nur nicht vom Gas gehen, nur nicht vom Gas. Es schüttelt mich ordentlich durch und der Weg wird zum Ende hin immer steiler. Ich bleibe am Gas und holpernd schaffe ich es im zweiten Gang unendlich erleichtert auf das kleine mit Gras bewachsene Plateau, auf dem die Klosterruine liegt. Stephan beglückwünscht mich und ich mich auch, dass ich es ohne mich auf den Bart zu legen geschafft habe.

Drehschluss am ersten Tag.Dann steigen wir auf den Turm der Klosterruine, drehen den Abschluss des Tages und stoßen mit einem Bier an. Langsam beginnt es zu dämmern und so machen wir uns bald auf den Rückweg. Ich stelle fest, dass runter viel einfacher als rauf ist und fahre den Horrorweg ohne Probleme wieder hinab. Wir ballern gemeinsam zurück nach Kröv, die Vorfreude auf die Dusche in der Pension ist groß. Zurück in der Pension dürfen wir unsere Motorräder sogar drinnen parken, ich empfehle der Hausherrin jedoch mir bitte einige Zeitungen zu reichen. Die Enfield spuckt immer ein wenig Öl aus der Entlüftung und es läuft dann gerne hinten am Motor und am Hauptständer herab. Also ein wenig Zeitungspapier unterlegen, schließlich machen sich Ölflecken in einer weiß gefließten Luxusgarage nicht gut. Dann gehe ich duschen, wasche mir mit lauwarmem Wasser die Verspannungen und Anstrengungen des Tages aus den Knochen.

Nach einer Stunde Ruhepause gehen wir gemeinsam zu Meffis Elternhaus, wo wir ein paar Bier zischen und uns Meffi seinen interessant ausgebauten Dachboden zeigt. Der Dachboden ist gut ausgeleuchtet, untertrieben ausgedrückt, denn Meffi hat hier seinem kreativen Hang zur Elektrizität freien Lauf gelassen und hunderte von Lichtern und Leuchten installiert. Möbel, Accessoires und Poster aus den 60er und 70er Jahren lassen den Dachboden zu einer Zeitblase werden, das Bier schmeckt so noch sehr viel besser.

Wir werden hungrig, aber die Küche der Pizzeria um die Ecke hat schon geschlossen. Es ist bereits nach 22 Uhr, doch die Bedienung der Pizzeria schickt uns zum Dönerladen, der bis 23 Uhr geöffnet haben soll. Döner ist in Ordnung und wir machen uns auf den Weg. Wir biegen um eine Ecke und plötzlich erhasche ich im Augenwinkel nackte Haut, die durch das hell erleuchtete Fenster im Erdgeschoss eines Hauses scheint. Ich bleibe stehen, riskiere einen zweiten Blick und tatsächlich: Ein poppendes Pärchen. Die Anderen werden durch mich ebenso darauf aufmerksam (gemacht!) und wir brechen in Gelächter aus, ziehen aber weiter, um die Zwei nicht in Verlegenheit zu bringen. Wer es aber so offensichtlich darauf anlegt gesehen zu werden, der will es vielleicht auch gar nicht anders.

Die Dönerbude hat noch offen und es dauert nicht lange, bis wir alle eine Dönertasche in der Hand halten. Der Hunger ist doch größer als erwartet und ziemlich schnell wandern die Döner von den Tellern in unsere Mägen. Nach einer Zigarette gehen wir wieder zurück, nicht ohne noch einen Blick in das Fenster zu werfen. Die Beiden liegen nun nackt auf dem Sofa, offensichtlich glücklich und zufrieden, oder sollte ich eher befriedigt sagen?

Wir schauen nochmal bei Meffis Eltern vorbei, borgen uns ein paar Pils und gehen zum Ufer der Mosel. Die Stadt ist ganz ruhig, keiner ist mehr wirklich auf den Beinen. Am Ufer setzen wir uns auf einen Steg aus Beton und genießen das mitgebrachte Pils. Der nächste Tag wird noch grob besprochen, aber da Alle recht müde sind, wird die detaillierte Besprechung auf’s Frühstück verschoben. Das Bier zeigt Wirkung und müde schleppen wir uns schließlich zurück in die Pension. Leise öffnen wir die Tür und schleichen um kurz nach zwölf in unsere Betten. Ich ziehe mich aus, lege mich hin, schreibe noch eine SMS an Steffi, versuche noch die Antwort abzuwarten, aber Sekunden später schlafe ich tief und fest.

Der Tag war schön, aber auch wirklich anstrengend. Anspruchsvolle Streckenabschnitte und ständige Stopps, in denen zusätzlich auch noch der Geist gefordert wird, das ermüdet einfach. Der wenige Schlaf in der Nacht zuvor leistet dann seinen übrigen Beitrag. Und ich denke für Meffi, Stephan und Sven muss es noch weitaus anstrengender gewesen sein, denn ich habe ja meistens nur dabei gesessen und zugeschaut, die Drei haben aber wirklich soetwas getan wie zu arbeiten.

Tag 2

Sieben Uhr, der Wecker klingelt und reißt mich unsanft aus dem Schlaf. Fast so, wie gestern morgen, nur die Knochen schmerzen mehr und ich scheine ein wenig grobe Schweinesülze im Kopf zu haben. Das Aufstehen klappt irgendwie nicht und ich schlafe nochmal ein. Um kurz vor halb acht wache ich wieder auf und erinnere mich, dass wir uns jetzt zum Frühstück treffen wollten. Also quäle ich mich aus dem Bett, schmeiße mich in die Klamotten und gehe nach unten in den Frühstücksraum. Mein Körper befiehlt mir mehrere Tassen Kaffee zu sich zu nehmen und zwei Brötchen zu essen. Danach geht es mir besser, fitt ist zwar etwas anderes, aber ich bin nicht mehr wirklich müde. Wir setzen uns auf die Terasse, rauchen eine Zigarette, als wir draußen den dumpfen Klang eines Motorrads vernehmen. Heiner und seine XS1100 sind da. Nach einer herzlichen Begrüßung besprechen wir den geplanten Verlauf des Tages, bezahlen die Zimmer, die übrigens wirklich sehr günstig sind – 22 Euro nur für ein Doppelzimmer – und fahren los.

Auf der Grevenburg in Traben-Trarbach.Heute steht das Fahren und das Filmen des Fahrens mehr im Mittelpunkt, denn das Dokumentieren von Sehenswürdigkeiten, aber der Tag beginnt trotzdem mit einer Anmoderation, schließlich will erklärt werden, was wir überhaupt so treiben. Also preschen wir einige Berge hinauf und wieder hinunter, um dann schließlich hoch über der Mosel auf der Grevenburg bei Traben-Trarbach den Auftakt der zweiten Tourenfolge zu drehen. Es gibt einen kurzen lustigen Zickenkrieg zwischen Stephan und Meffi, bei dem es um die Moderation geht und mich irgendwie an Klaus Kinksi erinnert – glücklicherweise nicht ernst gemeint.

Dann geht es los. Kurven räubern. Die Moselberge rauf und runter… und wir haben’s auf Video. Heute fühle ich mich wesentlich sicherer, ich kann die Geschwindigkeit, die Meffi vorgibt locker mitfahren, kann gar nicht genug kriegen von den kurvigen Bergen und 180 Grad Kehren. Wir zischen vorbei an Steilwänden, engen Passagen und die Enfield massiert mir dabei ständig den Hintern, das schmale Drehzahlband wird dabei durch den unglaublichen Druck und das Bollern des Langhubers kompensiert. Es fühlt sich einfach gut an, das Leben fühlt sich gut an und der ganze Stress der letzten Wochen verschwindet im Nebel von Meffis Zweitaktfahne. Nette Menschen, coole Mopeten, schöne Strecken, ich brauche nicht mehr. Das ist Motorradfahren. Nicht “mehr Hubraum”, “mehr PS” und dazu noch “richtig teuer”, nein, darum geht’s nicht. Es geht um Gemeinschaft, Freundschaft, um Menschen und Maschinen, um Leidenschaft und die Leidenschaft aus dem Alltag auszubrechen, das hinter sich zu lassen, was ständig hinten im Kopf an dir nagt, den ganzen Scheiß, den wir immer versuchen zu verdrängen, aber es um’s verrecken einfach nicht gelingt. Es ist wie dieses Gefühl, wenn du den Briefkasten öffnest und einen unerwarteten Brief von der Bank bekommst. Manche hören laut Musik, Manager gehen in’s Sadomasostudio, wir fahren Motorrad.

Auf dem Weinberg.Doch auch die schönste Kurve endet irgendwann in einer Geraden und so fahren wir in die Stadt Bernkastel-Kues, die mit wunderschönen alten Fachwerkhäusern glänzen kann und direkt an der Mosel liegt. Wir drehen eine Stadtbesichtigung und stellen die Stadt vor. Als wir zum Parkplatz zurückkehren werden unsere Motorräder von einigen interessierten Touristen bestaunt. Tja, sowas sieht man eben nicht alle Tage und vorallem wohl nicht so einen Kessel Buntes aus allen Epochen der Motorradgeschichte. Da steht die 80er Jahre Ostfeile, Meffis ETZ, neben dem indirekten Nachfolger aus der Neuzeit, Stephans Baghira, und die Enfield macht neben Heiners Bigbike aus den 70ern – und als solches will ich die XS 1100 durchaus bezeichnen – auch eine gute Figur.

Aber wir müssen weiter: Zu Motorrad Blaschke, einem sehr netten MZ Händler in Osann-Monzel, um mit ihm – ähnlich wie am Tag zuvor bei ZMT – über die Zukunft von MZ zu sprechen. Während Royal Enfield mit den neuen Abgasverordnungen zu kämpfen hatte, war es bei MZ wohl eher der unengagierte Investor und das nicht ausreichende Marketing, wie Blaschke durchklingen lässt. Wir bekommen einen Kaffee spendiert und während ich die Guzzi Gespanne bestaune drehen die Jungs von Mopeten.TV ein Interview. Danach geht es weiter Richtung Cochem, doch bevor wir Cochem erreichen, halten wir in Bremm, am steilsten Weinberg Europas, dem Calmont. Wir genehmigen uns in einer Gaststätte ein Schnitzel und bei der anschließenden Moderation lerne ich, dass an der Mosel ein Mikroklima herrscht, das den Wein besonders gut werden lässt. Der stark mit Schiefer durchsetzte Boden heizt sich den Tag über auf und gibt die gespeicherte Wärme Nachts wieder ab. Außerdem ist an den Steilhängen der Mosel kaum Maschinenarbeit möglich und so wird die am häufigsten angebaute Rebsorte, der Riesling ein Genuss. Gerne hätten wir probiert, doch bleibt es während des Essens nur bei Apfelschorle und Kaffee. Wir müssen schließlich noch weiter.

Also ab Richtung Cochem, anstatt Kurven gibt es nun Landstraße pur, die direkt dem Verlauf der Mosel folgt, nur umgelenkt durch kleinere Städtchen und Dörfer. Schnell erreichen wir Cochem, finden dann aber die Burg nicht. Cochem ist relativ groß und teilt sich in Unter- und Oberstadt. Die Burg liegt in der Oberstadt und bis wir den Weg dorthin gefunden haben, verfahren wir uns zwei Mal. Aber dann sind wir da und können vor der Kulisse der Burg die Abschlussszene der Tour drehen. Passenderweise befindet sich direkt vor der Burg ein Kreisverkehr, wo wir noch eine interessante Szene drehen, von der ich aber nichts erzählen möchte. Die Überraschung soll auch Eine bleiben.

Dann bitte ich noch Stephan mit meiner Enfield zu fahren. Damit gehe ich ihm schon seit dem ersten Tag auf die Nerven, ich will nur EINMAL hören, wie meine Enfield klingt, schließlich höre ich immer nur die Ventile, wenn ich selbst sie fahre. Er erfüllt meinen Wunsch und ich bin entzückt. Ist schon ein sehr individueller Klang. Passt zu mir. Passt zur Enfield.

Dann heißt es Abschied nehmen. Stephan, Meffi, Sven und Heiner wollen noch im Polo Shop in Koblenz drehen, dort haben Sie einen Windkanal, in dem Helme getestet werden können, doch die Zeit ist uns etwas davongerannt. Sie wollen schnell über die Autobahn fahren, dafür ist mir die Enfield aber zu schade und so trennen wir uns nachdem wir noch gemeinsam die Maschinen betankt haben vorzeitig. Heiner zeigt mir noch kurz die Karte, und ich suche mir meinen Weg. Ich fahre am Nürburgring vorbei. Mit der Enfield. Warum auch nicht?

Wir verabschieden uns herzlich, weiß dass ich die Jungs vermissen werde und hoffe auf ein Wiedersehen. Aber so ist es nunmal bei Motorradtouren. Es gibt immer ein Ende, immer ein Ziel und mein Ziel heißt Dortmund. Also aufgesprungen, mit etwas Glück One-Kick-Only und los. Ich fahre Richtung Trier und dann auf die Bundesstraße Richtung Bonn. Unterwegs werde ich immer mal wieder von superbikeartigen Maschinen überholt, doch ich mache höflich Platz und mir wird mehrfach mit einem ausgestreckten Fuß gedankt. Die Strecke ist schön, lange Geraden werden immer wieder durch angenehme Kurven unterbrochen und sehr zügig erreiche ich die Autobahn Richtung Köln/Bonn.

Kurz hinter Bonn erinnere ich mich dann an eine Abkürzung, die ich oft gefahren bin, wenn ich von Köln Wahn auf die A4 Richtung Olpe wollte, also fahre ich kurzerhand am Flughafen ab und dann Richtung Bensberg, wo ich ohne über den Kölner Ring zu müssen auf die A4 gelange. Die Autobahn zieht sich und ist mit der Enfield nicht wirklich angenehm zu fahren, 20 Kilometer vor Olpe bekomme ich die Pimpanellen und fahre ab auf die Landstraße und es wird nochmal richtig lustig. Ich bollere durch das Oberbergische Land und bin irgendwann nach wunderschönen Landstraßenpassagen im Sauerland. Vorbei am Biggesee führt mich die Straße in Richtung meiner alten und bald wieder neuen Heimat. Attendorn und Finnentrop fliegen vorbei und ich stoppe erst in Balve. Wenn ich schonmal in der Gegend bin, dann kann ich auch gleich bei meinen Eltern vorbeischauen. Lange dauert es nicht, dann muss ich wieder aufbrechen. Der Himmel sieht nicht gut aus, ich möchte im trockenen Zuhause ankommen, hatten wir auf der ganzen Tour doch soweit relatives Glück mit dem Wetter.

Im Hönnetal, eine der schönsten, wenn auch kurzen Täler für Motorradfahrer – rechts und links erheben sich teilweise bis zu 50 Meter hohe Steilwände – überhole ich noch zwei Fahrer mit Sportmotorrädern und die Kurvenfahrten der letzten Tage machen sich bezahlt. Allerdings fährt die hintere Fahrerin wirklich etwas seltsam. Sie fährt immer in den Scheitelpunkt der Kurve, bremst dort stark ab und lenkt dann das Motorrad um die Kurve. Meine Hinterreifen ist herstellerbedingt schon eckig genug und an einer günstigen Stelle ziehe ich vorbei. Über Menden und Unna erreiche ich dann meinen Heimathafen Dortmund und zwei Minuten, nachdem ich die Enfield in die Garage geschoben habe bricht ein Gewitter los, dass ich meine die Welt geht unter. Starker Regen, Blitze, die in wenigen Metern Entfernung in den Rasen einschlagen, der Lärm ist ohrenbetäubend. Ich warte, bis das Gewitter sich etwas gelegt hat und gehe in die Wohnung, die Tour ist vorbei.

Erst in den nächsten Tagen wird mir bewusst, wie gut mir das getan hat, ich bin nun wesentlich entspannter. Mir hat gefallen, dass immer etwas los war, wir einen Plan hatten und es keine Phasen gab, an denen ich in der Gegend rumgestanden habe, ohne zu wissen, was ich machen soll. Es ist einfach keine Langeweile aufgekommen und die von Meffi ausgearbeitete Strecke war einfach toll. Fast 1000 Kilometer sind wir in den zwei Tagen gefahren, also kein Wunder, dass es nicht langweilig wurde. Und es wurden nebenher noch zwei Folgen von Mopeten.TV gedreht, ich bin schon sehr gespannt auf das geschnittene Endprodukt. Ich kann nur hoffen, dass in den Folgen rüberkommt, wie schön die Gegend um die Mosel und auch die Eifel ist, und das es beim Motorradfahren eben nicht immer nur um das Fahren geht, sondern auch darum einfach mal anzuhalten und sich interessante Orte zu beschauen.

Und ich möchte noch Allen, die diesen Bericht wirklich bis zum Ende gelesen haben (Respekt! – er ist ja nun doch länger als erwartet geworden) sagen, dass die Arbeit an den Folgen von Mopeten.TV von Stephan, Sven, Meffi und Heiner wirklich mit Herzblut und Freude angegangen wird und das wir als Zuschauer in keiner Weise eine Vorstellung haben, wie aufwändig und arbeitsintensiv es ist zwanzig Minuten Film zu produzieren. Ich ziehe meinen Helm und bedanke mich herzlich für die tolle Tour.

Es war sicherlich nicht die letzte… so hoffe ich.

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5 Antworten

  1. Gravatar
    Stephan Fritsch schreibt:


    …und ich ziehe den Helm vor diesem schönen Bericht.

    Wobei ich noch drauf hinweisen will, dass der Zickenkrieg von Meffi und mir nicht gespielt war, sondern der einzige Zeitpunkt auf der Tour, wo wir es nicht mehr geschafft haben, so zu tun, als würden wir uns gut verstehen 😉

  2. Gravatar
    Alexander schreibt:


    Ein absolut super geschriebener Tourbericht, das war (nicht nur im Bezug auf die Länge ;-)) fast schon romanartig! 🙂

    Zwei Stellen sind mir besonders aufgefallen:

    “…ich will nur EINMAL hören, wie meine Enfield klingt, schließlich höre ich immer nur die Ventile, wenn ich selbst sie fahre. …”

    und

    “Sie wollen schnell über die Autobahn fahren, dafür ist mir die Enfield aber zu schade…”

    Auch wenn bei mir das Enfield durch Suzuki zu ersetzen ist, so entspricht der Rest doch original meinen Gedankengängen. 🙂

    Wie auch immer… Ich bin jedenfalls schon sehr gespannt auf die beiden neuen Folgen und auf deinen Gastauftritt! 🙂

  3. Gravatar
    Meffi schreibt:


    Toller Bericht! Nett von Dir nicht zu erwähnen, dass Deine Enfield als einzige Maschine pannenfrei geblieben ist. Ich hoffe, Du bist bei unserer nächsten Tour dabei! Übrigens, wer ist eigentlich dieser Stephan? 🙂

  4. Gravatar
    Marc schreibt:


    Es ist für mich natürlich eine selbstverständliche Sache der Höflichkeit, zu verschweigen, dass bei der Baghira die Hupe ab- und bei dir die Schutzblechhalterung durchvibriert ist, Meffi! 😉

    @Alexander: Danke für’s Lob. Ich hätte übrigens noch viel mehr schreiben können und musste mich echt zurücknehmen. Und wenn man einen älteren Viertakteintopf fährt, dann ist es eben so, dass heizen zur Nebensache wird. Diese Motoren haben einfach andere Qualitäten.

  5. Gravatar
    Heiner schreibt:


    ganz herrlich, Marc! Freue mich auf die nächsten Aktionen Enfield-Sound ist wirklich großartig.

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