Letzten Donnerstag hatte ich einfach mal wieder Bock auf meine Diesel-Enfield. Es war nicht zu kalt, das Wetter halbwegs okay, also schob ich die KLX in der Garage an die Seite und fuhr mit dem Dieselkraftrad zur Arbeit. Obwohl die Enfield den Winter über nicht bewegt wurde und ich in den letzten Wochen vielleicht zwei Mal gefahren bin, sprang der Motor ohne Probleme an, schließlich bin ich nicht auf Batteriespannung angewiesen. Das ist der Vorteil eines Selbstzünders.
Nachdem die Arbeit getan war, schwang ich mich wieder auf die Enfield und trat den Heimweg an. Auf einem längeren Stück Landstraße kurz vor Menden fuhr ich dann mit fast Vollgas, also um die 90 Km/h, als plötzlich und unerwartet die komplette Luft aus dem Hinterreifen entwich. Die Folge: Das Heck stellt sich quer und springt hin und her, ist schwer kontrollierbar. Ich ziehe die Kupplung, die Maschine fängt sich und ich lasse mich ausrollen. Bremsen mag ich nicht, dynamische Achslastverlagerung und so – keine Ahnung, wie sich das bei einem platten Hinterreifen auswirkt.
Nun stehe ich mitten auf der Bundesstraße und es sind noch 2 Kilometer bis zum Ortseingang. Und zu allem Übel ist der Akku meines Telefons auch noch fast leer. Egal. Erstmal schieben, was leider echt ätzend ist, wenn ich rechts von der Maschine stehen muss, weil links Autos fahren. Liegt mir nicht, keine Ahnung warum. Erschöpft erreiche ich irgendwann den Ortseingang von Menden und rufe den Schandkarren. Der kommt auch recht zügig und bringt mich zum Reifenspezi (Reifen Burszy) nach Lendringsen, wo ich inzwischen immer hinfahre, weil die echt okay sind. Allerdings wird sich das mit dem Hinterreifen erst morgen oder übermorgen klären, der Händler hat bereits geschlossen.
Was ist passiert?
Da ich keine offensichtliche Beschädigung des Reifens gefunden habe, gehe ich von einem Ventilabriss aus. Das passiert, wenn der Schlauch zu wenig Luft hat und im Mantel zu wandern beginnt. Ist dann die Konterschraube gegen die Felge gekontert und nicht (wie es eigentlich bei Schlauchreifen besser wäre) gegen die Ventilkappe, dann reißt das Ventil irgendwann aus dem Schlauch und die Luft ist von jetzt auf gleich weg. Kritisch! Nicht auszumalen was passiert, wenn es den vorderen Reifen erwischt. Ein Sturz wäre schwer abwendbar.
Und als ich mir am Montag morgen den alten Schlauch beim Abholen der Diesel-Enfield angesehen habe, hat sich meine Vermutung bestätigt: Genau das, was ich oben geschrieben habe ist passiert. Das Ventil war komplett aus dem Schlauch gerissen!
Schuld war nicht der Reifen, der Schlauch, oder die Enfield, nein, leider war ich selbst einfach nachlässig, sonst wäre das nicht passiert, denn:
- ich drehe die Kontermutter eigentlich immer gegen die Ventilkappe, nie gegen die Felge! Dadurch sieht man sehr viel einfacher, wenn ein Schlauch zu wandern beginnt, denn das Ventil stellt sich schräg. Außerdem reißt der Schlauch dann nicht so schnell. Das habe ich schlichtweg bei der Übernahme der Maschine vergessen.
- ich habe den Luftdruck nicht regelmäßig geprüft. Das hat dann letztendlich dazu geführt, dass der Schlauch nicht mehr fest genug im Mantel saß und sich bewegen konnte. Da bin ich einfach von der Kawa verwöhnt, die verliert keine Luft, jedenfalls nicht so viel, dass es sich zwischen den 6.000 Kilometer Wartungsintervallen irgendwie auswirken würde.
Im Enfield-Forum gab es schon öfters Diskussion über die Stellung der Kontermutter der Ventile. Und auch ich war immer ein Verfechter vom Kontern gegen die Kappe, obwohl es von einigen für unsinnig gehalten wurde. Aber mein Fall zeigt doch deutlich: So vergessliche Leute wie ich kommen vielleicht noch ein paar Kilometer weiter und bemerken dann möglicherweise beim Abstellen der Maschine ein schräges Ventil. Ist gegen die Felge gekontert, reißt es gnadenlos ab. Ohne jegliche Möglichkeit der Früherkennung. Und das ist wirklich nicht ungefährlich!
Also bitte: Wenn ihr eure Maschinen nach der Winterpause wieder in Betrieb nehmt – checkt unbedingt den Luftdruck, gerade bei Schlauchreifen ist das sehr wichtig. Und bei Schlauchreifen empfehle ich wirklich die Kontermutter gegen die Ventilkappe zu schrauben. Bei meiner Benzin-Enfield mache ich das seit Jahren – es ist unproblematisch, kann im Ernstfall aber entscheidend sein.
5 Leute haben was dazu gesagt und 1108 haben das bereits gelesen.
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1 ein Kommentar
schrob am 14 Feb 2011 um 14:15
Gut das Dir sonst nichts passiert ist.
Kontern gegen die Kappe habe ich bisher noch gar nicht gehört, ich kannte es so, dass die Kontermutter nur locker aufgeschraubt ist, damit das Ventil sein Spiel hat.
Aber ich werde Deinen Tipp beherzigen, wenn sich bei mir wieder ein Schlauchmopped dazugesellt 😉
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schrob am 14 Feb 2011 um 19:22
Gut dass dir das mit „nur“ 90 und hinten passiert. Ab jetzt bitte ein bischen vorsichtiger der Herr.
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schrob am 15 Feb 2011 um 14:15
Kontern gegen die Kappe kannte ich auch nicht. Ich fahre eine MotoGuzzi 1100 und mit dem Reifendruckmessen war ich immer faul, bis ich mich einmal nach der Winterpause wegen zu wenig Vorderraddruck fast hingelegt habe. Seit 2 Jahren fahre ich mit nachrüstbarer elektronischer Reifendruckkontrolle (TireMoni) und bin sehr zufrieden. Hab mir so eine elektrische Luftpumpe zugelegt (gibts für 10 Euro), jetzt bin ich immer gut gepumpt unterwegs,
Gruß Franz
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schrob am 11 Mai 2011 um 12:46
Na bei dem Reifen hätte ich ja schon Angst beim Fotografieren gehabt 😉
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schrob am 02 Jan 2013 um 13:40
Der Reifenhändler ist nicht gut. Er hat beim Bekannten die Lennkkopflager am Roller gewechselt. Beide Lager hat er falsch herum eingebaut und nach 300 Kilometern waren die Lagerringe mit Kugeln platt, das Moped unfahrbar am eiern.Echt haarsträubend.
Die lagerringe kosten nur 20 euro, aber für den Einbau hat er 211 Euro berechnet.
In einer Fachwerkstatt in Schwerte wurde sofort der Fehler erkannt und zum Glück mit Bildern dokumentiert.
Leider mussten wieder 185 Euro gesamt bezahlt werden, da die Lager neu bestellt und eingebaut wurden.
Nun fährt der Roller super, ohne kippeln und dem gefährlichen Eiern.
I)ch finde wenn man nicht schrauben kann, soll man Aufträge ablehnen. Und – mal ehrlich- ein Lenkkopflager falsch herum einzubauen – DAS ist schoneine Kunst.
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