Da sich meine KLX gerade bei Motorrad Schnock wegen zuwenig Bumms in Behandlung befindet, wurde mir freundlicherweise eine Kawasaki Versys als Leihmotorrad zur Verfügung gestellt. Die Gelegenheit habe ich natürlich genutzt, dieses spacige Mopped ein wenig zu testen.
Die Sitzposition erinnert mich ein wenig an die kürzlich gefahrene Honda TransAlp, auch wenn die Maschine selbst ein klein wenig tiefer baut, für meine Körpergröße aber immernoch sehr angenehm, die langen Beine müssen schließlich irgendwo hin. Der Sitz ist breit und bequem, auch der Soziasitz sieht sehr tourentauglich aus. Der breite Tank und der relativ hohe Lenker vermitteln auf Anhieb ein gutes Gefühl für die Versys, ich bin auf der Rückfahrt gestern sofort mit dem Mopped klar gekommen, was auch am – für einen Tourer – relativ niedrigen Gewicht von 209 Kilo fahrfertig liegen mag. Von der Haptik her also subjektiv ein richtig toller Tourer: Nicht zu schwer, nicht zu verkleidet, interessant anzuschauen und richtig langstreckentauglich.
Die Optik ist zugegeben etwas gewöhnungsbedürftig, aber nachdem ich gestern Abend die Versys in der Garage hatte und sie mir genauer angesehen habe, ging das Konzept dann doch auf. Highlight ist für mich der Auspuff, den ich suchen musste und schließlich kurz hinter und ein Stück unter dem Schwingenlager fand. Das finde ich ziemlich mutig, denn lange Zeit und auch heute noch dominieren beim Motorrad-Design „dicke Tüten“ – übrigens eine Gemeinsamkeit mit der amerikanischen Pornoindustrie, aber nicht jeder steht eben auf Silikonbusen so groß wie Medizinbälle. Dadurch, dass der Auspuff bei der Versys so dezent ist, wird der Blick auf ganz andere Details des Motorrads frei. Da hat Kawaski wirklich etwas gewagt und es geht auf, denn die Schwinge und der Rahmen haben gerade rechtsseitig eine ganz eigene und besondere Kontur – optisch sehr eigenständig. Zudem dürfte der unten liegende Auspuff den Schwerpunkt der Maschine positiv beeinflussen.
Und wie fährt sie sich? Einfach draufsetzen, bequem losfahren und nach 100 Metern der Maschine vertrauen. Die Schaltung gefällt mir dabei besonders gut: Keine weichgespülte quirlige Schaltpampe, sondern ein Getriebe bei dem noch Kraft aufgewendet werden muss und es eine deutliche Rückmeldung gibt, wann der nächste Gang drin ist. Der 650 Kubik Zweizylinder ist unter 3.000 U/min etwas brummbärig, darüber läuft er aber sehr ruhig und hängt gut am Gas. Die 64 PS sind genau richtig für ein unkompliziertes Tourenkraftrad, sportliche Ambitionen konnte ich bei der Versys allerdings nur wenige finden. Sicherlich kann jedes Motorrad schnell um die Ecken getrieben werden, doch das Eine verleitet dazu, das Andere eben nicht. Die Versys würde ich nach meinem Gefühl in letztere Kategorie einsortieren.
Über 3000 U/min ist das Motorrad sehr vibrationsarm, allerdings klapperte die Plastikverkleidung bei bestimmten Geschwindigkeiten ein wenig, was ich als störend empfand – ein Problem, das sich sicherlich mit dem Gummi eines alten Fahrradreifens beheben lässt. Ansonsten gibt’s nicht viel zu meckern, nur das die äußere Tachoverkleidung vom Plastik irgendwie billig rüberkommt, sonst ist die Optik der Kanzel interessant anders und die seltsame Form der Rückspiegel vermittelt den Eindruck, auf einem Batman-Motorrad zu sitzen – schon spaßig.
Es fährt gut, es bremst gut – dank serienmäßigem ABS, es hat ordentlich Reichweite, daher mein Fazit: Richtig interessantes und doch sehr solides Tourenmotorrad. Und obwohl meine Freundin eher auf Chopper steht, fand sie die Versys auf Anhieb optisch richtig toll. Das hat mich – wie der Neupreis von gerade mal 8.000 € – ziemlich überrascht.
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schrob am 11 Mai 2010 um 15:44
Mir persönlich sagen diese Hutzel-Auspuffanlagen da unten gar nicht so zu, aber die haben den Vorteil, dass sich vor allem Sozius/Sozia weniger verbrennen oder mal den Fuß an die falsche Stelle setzen ;).
Ist in der Versys ein gleichlaufender Paralleltwin drin? Das konnte ich auf die schnelle nicht so schnell den Daten entnehmen.
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schrob am 11 Mai 2010 um 15:55
Hallo Max, es ist ein gegenläufiger Paralleltwin mit 180 ° Hubzapfenversatz. Das mit dem Aupuff ist Geschmackssache, ich muss aber auch noch darauf hinweisen, dass die Versys auf Fotos nicht so gut rüber kommt, wie in Natura.
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schrob am 20 Jun 2010 um 12:29
Die Versys konnte ich neulich auch testen und war von der Leistug her sofort überzeugt. Ich hätte sie gut auf 75 PS geschätzt. Besonders der Druck ab ca. 2000 U/Min hat mich überzeugt. Als ich dann wieder auf meiner KLX gesessen bin, hab ich sie im ersten Kreisverkehr fast auf die Seite gelegt. Soviel zum Thema geradeauslauf und Handling. Trotzdem ein guter Tourer. Im übrigen macht ein simples umlegen des beühmten hellgrünen Drahtes der CDI aus jeder KLX250 ein viel agileres Mopped ohne Geld investieren zu müssen. meine läuft jetzt 120 – 130 km/h und hat kein Drehzahlloch mehr. Bergauf brauche ich auch kaum noch runterschalten. Um so unverständlicher ist es für mich, dass man so ein gelungenes Mopped, wie die KLX, von der Leistung her so abwürgen kann. Ob ich jetzt mehr Sprit brauche wird sich zeigen, glaube ich aber nicht, da ja die CDI nicht die Einspritzmenge reguliert hat, sondern ab 6000 U/Min den zündzeitpunkt.
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