Dieseltechnik ist etwas neues für mich, aber seit ich die Enfield Diesel mit Lombardini 6LD440 Motor habe, muss ich mich zwangsweise damit beschäftigen.
Problem bei meiner Enfield war, dass die Entlüftung nicht richtig funktionierte, was immer wieder zu Zündaussetzern führte, da im Normalbetrieb durch Vibrationen immer wieder Schaum im Dieselfilter entstand und zur Einspritzdüse befördert wurde. Schaum lässt sich von der Einspritzdüse natürlich denkbar schlecht verarbeiten und so kam es zu diesen unglaublich nervigen Aussetzern.
Da ich aber diesen Samstag endlich mal Zeit zum Schrauben hatte und auch die Teile besorgt waren, nahm ich es in Angriff das Elend zu beseitigen. Bevor ich meine Arbeiten detailliert beschreibe, aber erstmal ein wenig Theorie zum Entlüftungssystem eines Dieselmotors.
Die Quelle für den Dieseltreibstoff ist natürlich der Tank, aber da wir den Diesel ja nicht einfach so verarbeiten können, schicken wir ihn erst einmal durch den Dieselfilter, damit die empfindliche Einspritzdüse nicht durch Partikel verstopft oder beschädigt wird.
Nach der Filterung gelangt der Diesel direkt zur Einspritzpumpe, die den Diesel zur Einspritzdüse pumpt. Dabei haben ESP und ESD einen Anschluss für das sogenannte „Lecköl“, im Volksmund auch als Entlüftung bezeichnet. Die Einspritzdüse gibt über die Leckölleitung nicht benötigten Diesel wieder in den Treibstoffkreislauf ab und die Einspritzpumpe verwendet das Lecköl, um es der Düse wieder zuzuführen. Der Diesel kann somit über zwei Arten zur Düse gepumpt werden: Einmal über den Hauptanschluss der ESD, oder eben über die Leckölleitung zur ESD, in der Praxis aber eher ein Gemisch von Beiden.
Hier offenbart sich eine Schwachstelle: Sobald Luft im System ist, bzw. Dieselschaum, ist eine saubere Einspritzung nicht mehr gewährleistet, der Motor wird stottern oder sogar ausgehen.
Deswegen setzt man in die Leckölleitung, durch die ESD und ESP verbunden sind ein T-Stück und verbindet das Leckölsystem mit dem Tank. So kann sich das System selbständig entlüften.
Eine Besonderheit ist noch, wenn der Dieselfilter ebenfalls einen Entlüftungsanschluss hat, dann wird ein weiteres T-Stück gesetzt und der Entlüftungsanschluss des Filters ebenfalls mit dem Leckölsystem verbunden. Ein Filter mit Entlüftungsanschluss ist empfehlenswert, weil dann das Kraftstoffsystem nachdem der Tank mal leer war sich komplett selbstständig entlüftet.
Das zur Theorie.
Bei meiner Diesel war das Problem, dass ich keinen zweiten Anschluss am Tank hatte und die Leckölleitung einfach wieder an die Zuleitung vor dem Filter angeschlossen war. Logischerweise führte das zu Problemen mit der Selbstzündung. Das habe ich am Samstag geändert.
Dazu habe ich einen neuen Dieselfilter mit Enlüftungsanschluss und ein Entlüftungskit bei Horst Beckedorf (dem Erbauer der Maschine) bestellt und mir bei eBay dieselfeste Treibstoffleitungen besorgt.
Der erste Schritt beim Umbau war es den Diesel abzulassen. Da ich noch ziemlich viel Sprit im Tank hatte musste der große Kanister von der Bundeswehr herhalten, der dann auch wirklich fast voll wurde (20 Liter). Danach habe ich den Tank demontiert und schräg gehalten, damit auch der letzte Diesel in den Kanister läuft.
Dann habe ich den Tank mit etwas Papier verschlossen und auf den Kopf gedreht, damit auch der letzte Diesel von dem Papier aufgesogen wird, schließlich wollen wir ja in den Tank ein Loch bohren und das kann durchaus mit Hitze verbunden sein. Diesel ist zwar schwer entzündlich, aber man weiß ja nie. Ich habe dann noch etwas gewartet, bevor ich mit dem Bohren begann.
Das Loch musste einen Durchmesser von ca. 12 mm haben und sollte vorne am Tank auf der rechten Seite gesetzt werden. Von dort aus ist die ESD nicht weit und vorallem erreichen wir später auch noch die Schraube im Tank, um diese beim zusammenschrauben zu kontern. Vor der Bohrung natürlich schön ankörnern, damit man nicht abrutscht.
Dann mit einem Metallbohrer das Loch bohren, dabei darauf achten, dass das Metall nicht zu heiß wird. Ist das Loch gebohrt ist es gut die letzten Feinheiten noch mit der Rundfeile herauszuarbeiten.
Danach muss der Tank unbedingt gespült werden, da sich durch das Bohren Metallspäne im inneren befinden und unseren neuen Dieselfilter wollen wir damit ja nicht verschandeln. Ich habe den Tank in der Badewanne gespült, dabei aber bitte darauf achten, dass sich wirklich kein Diesel mehr im Tank befindet, wegen dem Umweltschutz. Dann den Tank mit einem Haushalsfön trocken legen, klappt wunderbar.
Danach wird es echt fummelig. Der Entlüftungsanschluss am Tank wird nämlich von innen mit einer Mutter gekontert. Das das ein bischen ätzend zu beschrauben ist, kann sich wohl jeder vorstellen. Aber ich bin ja nicht blöd und habe einfach ein Stück Draht durch den Anschluss gesteckt und das ganze dann eingesetzt und den Draht oben aus dem Tank gezogen. Jetzt konnte ich die Mutter schonmal ohne Probleme plazieren.
Jetzt folgt ein Geduldsspiel: Den Anschluss im richtigen Winkel in den Tank drücken und so lange drehen, bis die Mutter irgendwann packt. Bei mir ging das recht schnell, aber das ist glaube ich wirklich ein wenig Glückssache.
Und dann wird es nochmal echt fummelig, denn irgendwann dreht sich die Mutter im inneren des Tanks beim Festschrauben ja mit, also habe ich mir mangels eines passenden Maulschlüssels (ich habe wirklich nur einen 17ner im Haus *grummel*) einen größeren geschnappt und die Mutter damit blockiert. So ließ sich das ganze dann auch fest verschrauben. Der Tankumbau ist damit abgeschlossen und der Tank muss wieder montiert werden, damit der Spritkreislauf und der Dieselfilter geändert werden können.
Erstmal habe ich den alten Taurusfilter demontiert und den neuen Filter an der selben Stelle wieder angeschraubt. Dann gilt es die Zuleitung anzuschließen und ich rate das am Filter nicht zu verwechseln, das ist sonst echt blöd. Die Ableitung geht dann zur Einspritzdüse und das war es auch schon. Nun noch in die Leckölleitung ein T-Stück setzen (war bei mir ja schon drin) und von dort an den neuen Anschluss am Tank legen. Dann in die Entlüftungsleitung noch ein T-Stück setzen und mit der Entlüftung des Filters verbinden. Das war’s schon.
Nachdem ich den Tank wieder mit ein wenig Diesel befüllt hatte, stellte ich leider fest, dass es noch undicht war. Also musste ich es noch fester anziehen. Und weil’s danach immer noch nicht dicht war, musste ich das nochmal machen. Jetzt ist es fast dicht, ich werde da aber trotzdem nochmal ran müssen. Nervige Mutter.
Dann der große Moment: Ich schloss die Hauptleitung an den Tank an (Druckluftkupplung ist schon genial) und sah zu wie sich der Dieselfilter füllte und dabei selbst entlüftete. Dann ein paar mal Kicken, um den Treibstoff zu pumpen, nach drei Mal reißen kam die erste Zündung, nach der fünften lieft der Motor ziemlich unrund an, aber nach wenigen Sekunden stabilisierte sich das Standgas, die neue Entlüftung funktioniert also.
Jethelm auf, rauf auf die Enfield und eine Probefahrt um den Ort gemacht: Läuft wie der Teufel und keine Anzeichen von Fehlzündungen mehr. Danach habe ich noch eine längere Tour gemacht, mir am Treff ein paar Pommes reingeschoben und den ersten Warm Tag des Jahres genossen.
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schrob am 11 Mrz 2013 um 18:53
Hallo Marc,
schade, wäre etwas einfacher gegangen. Es gibt für solche Anschlüsse (zus. Loch im Tank) aus Kupfer oder Messing, „Hohlpilze“ mit Gewinde. Der Draht wird durch das neue Loch, aus dem Tankstutzen heraus geschoben; der „Hohlpilz“ mit dem säurefesten Dichtring über den Draht gestülpt; den Pilzschaft mit Gewinde aus dem neuen Loch gezogen; von unten ebenfalls Dichtring und U-Scheibe und mit Mutter festgezogen. Der Pilzkopf sorgt zwar dafür, dass der Tankboden nie ganz trocken wird, aber das ist nur wenig. Man ist mit dem „Hohlpilzanschuss“ aber sicher, dass es absolut auf Anhieb dicht ist. –
Gruß – Heinrich
PS: Habe mir heute eine Cntaurus 851 zugelegt. Werde auch noch einiges dran tun müssen.
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schrob am 13 Mrz 2013 um 09:16
Cool! Danke für den Tipp, das ist ja echt praktisch!
Gruß,
Marc
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