Alte Dinge müssen nicht schlecht sein, so auch nicht die kultigen Benzinkocher der Firma Enders. Weil ich diese alten Benzinkocher wirklich ansprechend finde, habe ich mir vor einigen Monaten bei eBay einen alten Enders 9060D geleistet und für nur 30 € bin ich seit dem Besitzer eines Benzinkochers aus den 50er Jahren.
Da wir ja nun die Twitaly Tour bald starten werden, wollte ich natürlich wissen, ob mein Kocher auch das tut was er soll – nämlich kochen. Also habe ich heute mit einer Spritze ein wenig Benzin aus dem Tank meiner FZR gezogen und den Kocher befüllt, um meine Erfahrungen mit dem Gerät zu machen. Die Handhabung ist erstmal etwas gewöhnungsbedürftig, denn einfach nur anzünden ist nicht.
Zuerst muss der Kocher mit dem Treibstoff befüllt werden. Da ich erstmal nur testen wollte, habe ich nur sehr wenig Benzin in den Tank gefüllt. Danach muss die Reinigungsnadel des Kochers nach oben gedreht werden, so dass die Düse zu ist und natürlich die Regulierung komplett zu gedreht sein, damit der Kocher vorgeheizt werden kann.
Dieser Benzinkocher funktioniert nämlich nach einem einfachen, aber genialen Prinip: Der Tank wird durch die Verbrennung mit erwärmt und das Benzin im Tank gerät dadurch unter Druck und vergast. Der Druck transportiert das Benzingas dann zur Düse am Kopf des Brenners und der Kreislauf aus Verbrennung und Druckvergasung setzt sich fort, bis der Tank fast leer ist.
Damit vor dem ersten Vorheizen im Tank schon Druck aufgebaut ist, befindet sich am Tank übrigens eine Handpumpe. Vor dem Vorheizen wird diese 20 bis 30 Mal betätigt, dann dürfte genügend Druck aufgebaut sein. Danach füllen wir irgendetwas brennbares, z.B. Spiritus oder einfach Benzin (bleifrei), in die Vorheizschale, die sich unter dem Brennerkopf befindet und entzünden es. Jetzt heizt sich der Kopf und das Benzin im Tank auf.
Wenn die Vorheizschale fast leer gebrannt ist, drehen wir die Reinigungsnadel ganz nach unten und geben damit die Düse frei. Dann kann mit der Regulierung dem Druck aus dem Tank nachgegeben werden und das Benzingas strömt durch die Düse in den Kopf und entzündet sich. Bei mir hat es beim ersten Mal nicht geklappt, ich musste zwei mal vorheizen, weil ich das mit dem herunter drehen der Reinigungsnadel vercheckt habe, aber dann klappte es sofort super.
Ich hatte dann aber anfangs das Problem, dass ich keine blauen Flammen am Kopf hatte, wie es bei einem Gaskocher der Fall wäre, sondern eher gelbliche und mehrere Zentimeter hohe Flammen, was auf zu wenig Druck oder zu geringe Tanktemperatur hindeutet. Deswegen habe ich dann noch mal ein paar Hübe mit der Pumpe nachgeholfen den richtigen Druck aufzubauen und siehe da: Nun brennt der Benzinkocher, als wäre es ein Gaskocher. Klasse! Und selbst mit dem wenigen Benzin hat die Verbrennung über 10 Minuten funktioniert.
Aber warum benutze ich so ein antiquirtes und gegenüber dem Gaskocher auch ein nicht ganz ungefährliches und komplizierteres System? Hauptsächlich wegen dem Brennstoff. Benzin habe ich als Motorradfahrer immer dabei und ich spare mir im Endeffekt Gepäck. Hinzu kommt noch, das ein alter Benzinkocher einfach ein wunderschönes Stück Technik ist.
Besonders stark gemüffelt hat der Kocher übrigens nicht, und die Brenngeräusche waren ebenfalls angenehm.
Und hier natürlich noch das obligatorische Beweisfoto… 🙂
5 Leute haben was dazu gesagt und 3626 haben das bereits gelesen.
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schrob am 03 Jul 2009 um 16:04
Das der Tank selbstständig druck aufbaut stimmt nicht! Es gibt zwar Benzinkocher die selbstständig druck aufbauen, die haben dann aber keine Pumpe.
Beim Enders 9060 wird der Tank nur mit hilfe der Pumpe unter Druck gesetzt so das das Benzin in den Vergaser läuft. Gelbe Flammen schlägt er meistens deshalb weil der Vergaser noch nicht richtig warm ist.
gruß
Hans
[]
schrob am 03 Jul 2009 um 16:27
Also der Tank wurde trotz Hitzeschutzblech recht warm, ich denke das das den Druckaufbau zumindest unterstützt, denn je länger der Brenner lief um so weniger häufig musste ich pumpen. Aber selbstständig ist das nicht, da hast du Recht.
schrob am 05 Aug 2009 um 21:09
Hallo miteinander!
Ich benutze Enders Benzinkocher schon seit mehr als 30 Jahren oft und regelmäßig. Mein erster war ein Enders Baby, den sich meine Eltern 1954 für eine Radtour nach Paris gekauft hatten.
Heute habe ich 2 Stück 9061D aus Bundeswehrbeständen im Einsatz, das ist das Nachfolgemodell Deines 9060D, gleiche Größe, gleicher Brenner.
Bei diesem Dauergebrauch traten natürlich auch ein paar Probleme auf:
1. Verhärtete und spröde Dichtungen
Diese Gummiteile sind einfach mindestens 40 Jahre alt, hart und brüchig, selbst wenn sie unbenutzt aus der Ersatzteildose kommen. Vor allem die Dichtung des Pumpenbodenventils ist kritisch, denn wenn die leckt, drückt es den Sprit in die Pumpe und am Pumpendtößel vorbei ins Freie. Das gibt ein nettes Feuerchen unter dem Tank. Für diese Dichtung suche ich noch Ersatz, denn meine Bestände sind jetzt aufgebraucht.
2. Pumpenleder
Auch dieses wird hart und spröde. Tagelanges Einlegen in Öl und dann vorsichtiges Durchwalken hilft. Meine Ersatz-Pumpenleder bewahre ich in einer Filmdose mit Motoröl auf.
3. Verkokte Vergaser
Nach längerem Betrieb mit Tankstellenbenzin verkokt das Brennerunterteil innerlich. Dadurch nimmt die Leistung ab und durch kleine Bröckchen setzt sich immer öfter die Düse zu, bis dann auch der eingebaute Düsenreiniger immer nur für ein paar Sekunden hilft. Dieses Problem ist völlig weg, seitdem ich meine Kocher nur noch mit gereinigtem Benzin betreibe (Essence F, in französischen Supermärkten bei günstigem Einkauf unter 2 EUR die Literflasche). Damit ist zwar der Vorteil des Füllens aus dem Fahrzeugtank dahin, aber das ist mir das ungetrübte Kochvergnügen wert. Sehr gut und sauber brennt der Kocher auch mit einem 1:1 Gemisch aus Essence F und Brennspiritus (alcool a bruler), der Brenner wird damit blitzsauber. Vorgeheizt werden meine Kocher auch immer mit Brennspiritus, Benzin ist dagegen nur ein rußender Notbehelf.
Viel Spaß mit dem Enders wünscht
Norbert,
der für die Dichtungen immer noch nach einer dauerhaften Lösung sucht.
[]
schrob am 06 Aug 2009 um 11:34
@Norbert Je nach dem, wie die Dichtungen aussehen (bei O-Ringen geht das natürlich schlecht) könntest du sie dir evtl. aus einer alten Motordichtung schneiden.
[]
schrob am 25 Okt 2009 um 20:46
Hallo ich habe mir heute auch einen Enders Benzinkocher auf dem Flohmarkt gekauft, nun meine Frage kann mir da jemend die Bedienugsanleitung weiterleiten? Ich will an dem guten Stück nämlich nichts kaputt machen.
Gruß Matthias
[]